HR-Expertenforum beleuchtet Erfolgsfaktor „know now“: Wissensmanagement analog und digital neu gestalten

REGENSBURG. Voneinander und miteinander zu lernen, unternehmensrelevantes Wissen zu sichern – wie gelingt das? Welche Ansätze eignen sich insbesondere in einer Zeit, in der uns immer mehr Kommunikationsmittel zur Verfügung stehen, wir zugleich immer weniger direkt und persönlich kommunizieren? Drei Impulse zeigten beim diesjährigen HR-Expertenforum des Sensorik-Netzwerks „Erfolgsfaktor ‚know now‘ – Wissen und Lernen in agilen Zeiten“ neue Gestaltungsmöglichkeiten im Bereich Wissensmanagement: Agiles Sprintlernen, Managed Forgetting und Working Out Loud.

Arbeitsbedingungen und Aufgaben ändern sich aktuell in einer enormen Geschwindigkeit. Wie kann auch Weiterbildung aktuell bleiben, wenn die Entwicklung eines Seminarangebots länger dauert als der nächste technologische Sprung eines Unternehmens? Wie können Beschäftigte dies auch unmittelbar als sinnvoll erleben? Das „Agile Sprintlernen“ hilft Beschäftigten als arbeitsintegrierter Ansatz, sich für ihre Aufgabe relevantes Wissen anzueignen und ihre berufliche Handlungskompetenz in dynamischen Umgebungen auszubauen. Im Projekt „in MEDIAS res“ hat Gabriele Korge (Fraunhofer IAO) mit ihrem Team das „Agile Sprintlernen“ bereits vor mehreren Jahren aufgegriffen. Es orientiert sich an der agilen Projektmanagementmethode Scrum. Lernen wird hier nicht vorab nach traditionellen Fach-Systematiken aufbereitet, vielmehr wird der Lernende zum Mitgestalter seines Lernwegs, ein Sprintbegleiter steht ihm zur Seite. „in MEDIAS res“ – mitten in diese Lernmethode gerieten auch die Teilnehmer zu Beginn des HR-Forums. Sie konnten in einem Mock-up sämtliche Phasen – vom Kick-off über die Planung, den Lernsprint und das Review bis zur Retrospektive – durchleben anhand von realen Aufgabenstellungen: „Welche Vision verfolgen Sie mit dem Intranet?“ und „Wie wollen Sie Betroffene zu Beteiligten machen – in der Startphase des Vorhabens Intranet?“.

„Mittlerweile begleiten uns KI-basierte Assistenzsysteme in der täglichen Arbeit“, so Christian Jilek vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI). Warum diesen Gedanken nicht auch beim Bereinigen der Festplatte aufgreifen? Ganz neu ist diese Idee nicht, die Forschung am DFKI beschäftigt sich hiermit schon einige Jahre: „Managed Forgetting“, also die Einführung des „Vergessens“ in das Wissensmanagement, ist ein vielversprechender Ansatz zur Reduktion der Informationsflut und zur Fokussierung auf wichtige Informationen und deren Auffindbarkeit. In seinem Foresight „Gezieltes Vergessen: hin zum Computer, der sich selbst aufräumt“ stellte Jilek den aktuellen Stand der Entwicklungen des Semantic Desktop Assistent und des Personal Information Models (PIMO) im Detail vor. Desktop ist dabei nicht ausschließlich als PC zu verstehen – auch als Dashboard im industriellen oder gar im kommunalen Bereich lässt sich das Modell einsetzen. Kurzfristige Unterstützung erhält ein Nutzer z.B. durch das Ausblenden aktuell für ihn nicht relevanter Informationen. Langfristig lassen sich Ordner ausmisten oder restrukturieren, um so die persönliche Informationssphäre des Nutzers sowie das Unternehmensgedächtnis aufgeräumter zu halten – Lokalität und Transparenz sind daher Charakteristika des Systems. Hohe Anforderung stelle natürlich in diesem Kontext die Echtzeitfähigkeit und Nutzerfreundlichkeit in der Handhabung dar. Aspekte, die das interdisziplinäre Forscherteam des Projekts aus den drei Bereichen Kognitionswissenschaften, Informationsanalyse & Retrieval sowie Wissensmanagement immer im Blick haben. Während die aktuellen Prototypen noch regelbasiert lernen, ist es in den nächsten Jahren Ziel, das Lernen des Computers sukzessive zu automatisieren.

Was hat „Working Out Loud“ (WOL) mit Wissensmanagement, digitalem Lernen und virtueller Führung zu tun? Was ist der Mehrwert für das Unternehmen, aber auch für den einzelnen Beschäftigten? Diese Fragen beantwortete Lukas Fütterer dem Publikum. Er hat bei der Daimler AG federführend Working-Out-Loud-Circles etabliert und in seiner selbstständigen Tätigkeit zahlreiche weitere Unternehmen auf dem Weg zu einer flexibleren Lernorganisation begleitet – von der Graswurzelinitiative bis hin zur selbstorganisierten Bewegung. Sich gezielt zu vernetzen, seine Arbeit, aber auch den Menschen hinter der Arbeit sichtbar zu machen und selbstorganisiert zu lernen, steht im Fokus dieser Methode. „Working Out Loud kann gerade in digitalen Zeiten die Informalität stärken“, so Fütterer. Zwölf Wochen treffen sich hier die Teilnehmer in einstündigen Meetings. Diese können vor Ort, aber natürlich auch im digitalen Raum stattfinden. Working Out Loud gibt hierbei die Struktur vor anhand konkreter Arbeitsaufgaben. Gerade um sich einem neuen Thema zu nähern, bedarf es oft neuer, anderer Perspektiven und Erfahrungen – je diverser ein WOL-Circle, umso besser.

Programm im Detail:

  • Mock-up „Agiles Sprintlernen“ (Gabriele Korge, Fraunhofer IAO)
  • Foresight „Gezieltes Vergessen: hin zum Computer, der sich selbst aufräumt“ (Christian Jilek, Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) GmbH)
  • Best Practice „Working Out Loud – selbstorganisiertes Arbeiten und Lernen“ (Lukas Fütterer, MountainMinds GbR / Daimler AG)

 

Mit dem jährlichen „Human-Resources-Expertenforum“ unterstützen wir nicht nur die branchenübergreifende Vernetzung in unserer Region, sondern ermöglichen Sensorik-Akteuren, ihr Wissen auch über die Grenzen der Technologie hinaus zu erweitern. Nach kurzen Impulsen bundesweiter Experten und Best Practices zu aktuellen und künftigen Themen der modernen Arbeitswelt lassen wir Sie in einer interaktiven Kommunikationseinheit zu Wort kommen.

 

Zielgruppe: Geschäftsführer, Personalleiter und -verantwortliche, HR-Experten

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